Neustart: 2020 - Vorsätze fassen oder einfach vom neuen Jahr überraschen lassen?

  • von Daniela Ernst
  • 31 Dez., 2019

Viele von uns starten (wieder) mit einigen Vorhaben und Vorsätzen ins neue Jahr. Doch was macht Sinn und wie klappt die Umsetzung dieses mal wirklich? 

Das neue Jahr rückt unweigerlich näher und wie soll es auch anders sein: Viele von uns nehmen sich wieder so einiges für 2020 vor. Vielleicht kommt Ihnen der ein oder andere Wunsch bekannt vor? Oder ist er vielleicht sogar identisch mit dem vom letzten Jahr? Zu den klassischen Vorsätzen gehört - wie wohl Jedem bekannt - ein paar Kilos loswerden und eine gesündere Ernährung, sowie mehr Sport. Weitere beliebte Vorsätze lauten häufig „die wahre Liebe finden“ oder die eigenen vier Wände auf Vordermann bringen.  Prinzipiell sind das alles gute Ideen und wertvoll für Körper und Geist, doch warum ist es so schwer solche Vorsätze durchzuziehen und warum geraten diese meist nach einigen Wochen oder bereits nach wenigen Tagen in Vergessenheit? Lesen Sie hier, wie Sie sinnvolle Vorsätze und Ziele definieren oder entspannter damit umgehen, sich einfach mal nix vorzunehmen.

Sinnfrage
Sinnvolle Ziele sind ohne Frage hilfreich zur Lebensgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung. Man könnte gar sagen sie halten gesund und aktiv, natürlich nur im richtigen Maße angewendet. Denn zu viele „heißen Eisen im Feuer“ laugen lediglich aus. Hat man schlussendlich sein Vorhaben erfolgreich umsetzen, bringt es Bestätigung und ein Gefühl von Glück. Die Frage die dem allerdings vorausgeht, ist: Welches Vorhaben ist denn überhaupt für MICH sinnvoll? Ist der Plan der besten Freundin auch wirklich passend für mich? Rufen Sie sich Ihren Zielzustand vor Augen und stellen Sie sich dies so detailliert wie möglich vor. Wie fühlen Sie sich damit? Wie wichtig ist es Ihnen diesen Zustand zu erreichen und wie viel Energie würden Sie dafür investieren? Fühlt es sich stimmig an oder entfacht es sogar eine Art Tatendrang? Ja? Dann ist es genau das Richtige- und los geht’s! Fühlt es sich eher nach einem alljährlichen „0815-Vorsätze“ an? Werfen Sie diesen direkt über Bord, es würde ohnehin nicht allzu lange dauern. Unpassende oder unrealistische Ziele können im schlimmsten Fall sogar den gegenteiligen Effekt bringen: Es könnten sich Gedanken wie „man habe wieder einmal versagt“ aufdrängen. Fällt Ihnen nichts Passendes ein? Auch ok! Wer sagt denn, dass man unbedingt mit einem Projekt ins neue Jahr starten muss? Wäre es nicht auch spannend einfach mal zu sehen, was das neue Jahr so mit sich bringt? Falls Sie hier einen Widerstand wie etwa „das geht doch nicht“ oder „aber ich brauche ein Ziel“ verspüren, wäre vielleicht genau das Ihr Thema, an dem Sie arbeiten könnten: Mehr Gelassenheit und weniger Perfektionismus. Des Weiteren fokussieren wir oft viel zu sehr unsere vermeintlichen Defizite, anstatt unsere Stärken. Muss man denn wirklich in Allem gut sein oder wäre es nicht gar schlauer, seine tatsächlichen Fähigkeiten auszubauen, anstatt Energie für ein ungeliebtes Thema zu verschwenden?

Interessen & Zufriedenheit
Authentizität ist der Schlüssel zu Zufriedenheit und sollte die Basis unserer Zieldefinierungen sein. Das Erreichen sämtlicher Vorsätze ist nichts wert, wenn es sich für einen selbst nicht stimmig anfühlt und sich die Themen nicht mit der inneren Überzeugung decken. Fragen Sie sich, was Sie wirklich interessiert und was Ihr Leben lebenswert macht (evtl. ein spezielles Hobby)? Während welcher Tätigkeiten oder in welcher Umgebung fühlen Sie sich am wohlsten und haben Spaß? Vielleicht lässt sich hier das Hobby zum Beruf machen. Falls Sie in einem speziellen Lebensbereich unzufrieden sind, gehen Sie diesen aktiv an! Nichts ist kräfteraubender als unglückliches Verharren. Meist ist es nur die Angst vor Neuem oder einer Veränderung, was uns untätig leiden lässt und im Nachhinein stellt man sich oft die Frage: „Warum habe ich es nicht schon viel früher gewagt?“

Definitionssache
Forscher haben herausgefunden, umso geringer der langfristige Mehrwert eines Ziels für einen selbst ist, umso labiler ist unser Durchhaltevermögen. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Der Vorsatz das Rauchen aufzuhören (Grund: Weil es ungesund ist), erscheint auf den zweiten Blick nicht sonderlich attraktiv. Der Genuss und die kurzweilige Befriedigung über die Zigarette beim Kaffee oder in Gesellschaft überwiegt tatsächlich der Vernunft. Würde das Ziel z.B. lauten „Rauchfrei zu werden, da man ein gutes Vorbild für seine Kinder sein möchte“, hätte dies einen wesentlichen Ansporn und eine tieferliegende Bedeutung, was zu mehr Disziplin und eine höhere Zielerreichungswahrscheinlichkeit führt. Können Sie Ihrem Wunsch eine größere Bedeutung zuordnen und es umbenennen, damit es an Mehrwert erlangt?

Schritt für Schritt zur Zielerreichung
Oftmals fokussiert man lediglich das große Endziel und manchmal schreckt dies ganz schön ab. Noch ehe man sich überhaupt in Gang gesetzt hat, überkommen einen Zweifel. Übernehme ich mich mit dem Thema nicht vielleicht? Kann ich das überhaupt schaffen? Und ehe man sich versieht, weicht der zu verwirklichende Traum einem reduzierten Abklatsch und bringt sogar Frust. Der Schlüssel liegt im WIE. Definieren Sie klare Teilziele und wie Sie Ihr großes Vorhaben Schritt für Schritt umsetzen. Was genau brauchen Sie zur Zielerreichung? Legen Sie sich einen genauen Zeitplan zurecht. Vielleicht müssen Sie dies alles auch gar nicht alleine stemmen. Gibt es Hilfe, die Sie in Anspruch nehmen können oder können Sie einzelne Bereiche vielleicht sogar ganz delegieren?

Visualisierung & Manipulation des Unterbewusstseins
Malen Sie sich doch Ihr ganz individuelles Ziel einmal auf oder basteln Sie einen Plan. Hängen Sie sich diesen in unmittelbarer Nähe auf. So nehmen Sie bewusst und auch unterbewusst Ihr Vorhaben regelmäßig wahr und die positive Vorstellung kann sich manifestieren, wodurch sich automatisch der Wunsch danach vergrößert. Haben Sie vielleicht sogar Jemanden der Sie und Ihre Fortschritte kontrolliert? Verpflichtungen oder gar ein Vertrag helfen den inneren Schweinehund den gar auszumachen.

Wunscherfüllung, anstatt einem Ziel hinterherzujagen
Bei Ihnen handelt es sich eher um einen Wunsch, anstatt um ein Ziel? Gut so! Generell tendieren die Menschen dazu, viele Jahre ihres Lebens auf etwas hinzuarbeiten. Nach dem Motto: "Momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt" oder "Das machen wir wenn wir älter sind". Nur um dann festzustellen, dass das Leben auch ein paar Überraschungen parat hält und nicht immer nach Plan läuft. Im schlimmsten Fall kommt eine Krankheit dazu oder andere Umstände halten uns von unseren Vorhaben ab. Daher: Schieben Sie die Dinge nicht auf und fangen Sie wirklich an zu leben!

Zuallerletzt drängt sich die Frage auf, warum denn genau zum Jahreswechsel sich etwas vornehmen? Das Jahr hat immerhin 365 Tage und wir hätten wohl in der Zeit zwischen Neujahr und Weihnachten eigentlich viel mehr Zeit, uns ernsthaft Gedanken über uns und unsere Zukunft zu machen. Wie wäre es, mal planlos ins neue Jahr zu starten und einfach zu sehen, was es so für einen bereit hält?

Ich wünsche Euch und Ihnen ein wunderbares neues Jahr 2020. Mit vielen glücklichen Momenten mit Familie und Freunde, sowie Gesundheit, Zufriedenheit und den Mut Altes anzupacken oder Neues zu wagen,
Daniela

Dieser Artikel erschien am 28./29.12.19 in der Balance Serie der Abendzeitung, München
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