Beziehung in Balance mit der richtigen Kommunikation
Die Richtige Kommunikation kann in der Partnerschaft und jeglicher zwischenmenschlichen Beziehung viel bewirken. Lesen Sie hier, wie Sie bestehende Konflikte lösen und mit einigen Tricks neuen Streit vermeiden.

Beziehungen können durch verschiedene Auslöser ins Wanken
geraten. Man fühlt sich nicht richtig verstanden, findet im stressigen Arbeits-
und Familienalltag kaum noch Zeit für einander oder hat sich auseinander gelebt.
Oft ist von der anfänglichen Romanik nur noch wenig zu spüren und nach einiger
Zeit schleicht sich ungewollt eine Routine ein. Nörgeleien und
Missverständnisse trüben den Alltag und genügend Wertschätzung geht verloren.
Im folgenden Artikel erklärt die Paartherapeutin Daniela Ernst, wie Sie mit einigen
Kommunikations-Tricks wieder zueinander finden können und Ihre Beziehung sowie
das eigene Handeln besser reflektieren.
In der Praxis beschreiben viele Klienten Ihren Beziehungsalltag als eingefahren, stressig und geprägt von Streit und Beschimpfungen. Im schlimmsten Fall wird zwischen den Partnern gar nicht mehr gesprochen. Egal in welcher Situation Sie sich wiederfinden, eines haben sie oft gemeinsam: Eine falsche oder fehlende Kommunikation. Das Gefühl von Akzeptanz und Anziehung fehlt und Frustration mach sich breit. Um genau diese negativen Gefühle dauerhaft aus der Beziehung zu verbannen, ist ein offener und vor allem fairer Austausch das A und O.
Der Ton macht die
Musik
Eine gelungene Kommunikation ist der Grundstein einer erfüllten Partnerschaft.
Nur wer seine Bedürfnisse und Gedanken regelmäßig und klar äußert, lässt dem
Partner genügend Spielraum für Verständnis und Unterstützung. In der Praxis
höre ich häufig „Ich habe es doch gesagt“. In den meisten Fällen sind die
Äußerungen allerdings ziemlich unkonkret und lassen viel Platz für Interpretationen.
Das WIE macht hier den Unterschied. „Das Badezimmer ist schmutzig.“ sagt nicht
das gleiche aus wie: „Könntest du mir bitte helfen das Badezimmer zu putzen?
Ich fühle mich momentanen nicht wohl und ein sauberes zu Hause für uns, ist mir
wichtig.“ Äußern Sie Ihre Wünsche und Gefühle klar, wohlwollend und am Besten
zeitnahe, um Missverständnissen vorzubeugen.
Den ersten Schritt
tun
Der Partner müsse doch merken was nicht in Ordnung ist - schmollend auf eine
Veränderung zu warten, ist meist kein guter Ansatz und bringt nur Frust. Die
Annahme: „Wir kennen uns doch in und auswendig“ oder „ich bin für meinen Mann
ein offenes Buch“ ist falsch. Wie sollte uns jemand stets zu 100% richtig
einschätzen, wenn wir selbst ab und an im Dunkeln stehen und nicht weiter
wissen? Wie ein Scheinwerfer sind nur einige Bestandteile unseres Selbst
beleuchtet. Von Zeit zu Zeit bringen uns schwierige Lebensumstände und
unvorhergesehene Herausforderungen an unsere Grenzen und eine neue Seite
unserer Persönlichkeit ans Licht. Bleiben Sie daher immer im Kontakt zu Ihrem
Partner. Sehen Sie Herausforderungen als Chance gemeinsam zu wachsen, sich als
Paar neu zu entdecken und passen sie gegebenenfalls ihr Ziel an.
Schluss mit Vorwürfen
– Zielfindung nötig
Verbannen Sie die Wörter „immer“ & „nie“ aus Ihrem Wortschatz, denn hierbei
belügen Sie sich selbst und schaffen lediglich eine schlechte Atmosphäre. „Immer“
bzw. „nie“ würde bedeuten: 365 Tage im Jahr, 24h am Tag, 60min jeder Stunde.
Trifft das auf Ihre Aussage bzw Ihren Vorwurf wirklich zu? Leider fokussieren
wir zu oft das Negative anstatt uns die positiven Seiten ins Gedächtnis zu
rufen. Nehmen wir an Sie sind unzufrieden, weil nach einer Weile das Feuer in
der Beziehung fehlt. Fragen Sie sich: Was müssen Sie tun, um wieder mehr
Leidenschaft in die Beziehung zu bringen? Was hat für Sie früher gut
funktioniert?
Erinnern Sie sich und
bauen Sie wieder einen Teil davon in Ihr jetziges Leben ein. Zusätzlich ist es
hilfreich auch das Positive im vermeintlichem Problem zu erkennen. Was bedeutet
Stillstand/Langeweile für Sie? Sind dennoch erfreuliche Aspekte erkennbar?
Stillstand könnte auch für Geborgenheit und Sicherheit stehen.
Aktives Zuhören
Wie war das nochmal mit dem „Sender und Empfänger“. Viele von uns können sich
bestimmt an das Kommunikationstraining in der Schule zurückerinnern. Und
tatsächlich: Aktives Zuhören ist genauso wichtig wie offenes Ansprechen eines
Themas. Leider wird dies häufig vergessen. Mit aktivem Zuhören signalisieren
Sie Interesse an Ihrem Partner und dem Anliegen. Lassen Sie den Anderen in Ruhe
aussprechen und hacken Sie erst dann ein. Was wünschen Sie sich von Ihrem
Partner in Sachen Kommunikation? Fangen Sie an, das auszusenden, was Sie gerne
empfangen würden.
Bleiben Sie in
gegenseitigem Austausch und nehmen Sie sich regelmäßig Zeit
Der Spagat zwischen Job, Kindererziehung und Partnerschaft kann wirklich
anstrengend sein. Alles unter einen Hut zu bekommen und jedem gerecht zu werden
scheint schier unmöglich. Versuchen Sie trotzdem regelmäßig Zeit füreinander zu
finden. Bleibt zu wenig Zeit zu zweit, verliert die Kommunikation an Tiefe und
Bedürfnisse werden nur oberflächlich angeschnitten. Nur wer in Kontakt bleibt
und regelmäßig ein Update über seine Wünsche, Vorstellungen, Pläne und
Vorlieben gibt, sichert einen gemeinsamen Weg in die Zukunft und beugt dem
Risiko, sich auseinander zu leben, vor.
Treffen Sie
grundlegende Entscheidungen miteinander
Steht ein Umbruch oder eine wichtige Entscheidung bevor? Etwa ein Umzug
oder ein Jobwechsel? Erörtern Sie die verschiedenen Optionen, Vor- &
Nachteile und treffen Sie die Entscheidung gemeinsam. Dadurch hat jeder der
Beteiligten die Möglichkeit, seine Gedanken oder Bedenken vorzubringen und
niemand fühlt sich übergangen. Dies beugt künftigen Diskussionen sowie
Anschuldigungen vor.
Bleiben Sie bei
Emotionen sachlich, anstatt im Affekt zu handeln
Sie finden sich in einem Themen mit hohem Streitpotenzial wieder? Emotionen
beginnen zu brodeln und das Fass droht überzulaufen? Distanzieren Sie sich rechtzeitig
von der Situation. Eine kurze Pause und ein Spaziergang um den Block lässt den
Kopf wieder klar werden und die richtigen Worte für ein weiterführendes und
sachliches Gespräch finden. So ersetzen Sie einen handfesten Streit durch eine
milde und zielführende Diskussion.
Der Spiegel im
Gegenüber
Das Sprichwort „Das ICH wird erst im WIR ersichtlich“ ist absolut zutreffend.
Warum entfacht das ein oder andere Thema immer wieder heftige Gefühle wie
Kränkung, Wut und Unverständnis, während es andere Personen scheinbar kalt
lässt? Jeder von uns bringt individuelle Erfahrungen und Wertvorstellungen mit
sich. Erkennen Sie ein Muster und reagieren in manchen Situationen immer
gleich? Vielleicht ist es sinnvoll, sich selbst zu beleuchten. Gibt es eine vergangenen
Situation, in der Sie ähnlich empfunden haben? Eventuell liegt hier der Hund
begraben. Thematisieren Sie diese Beobachtung. „Es tut mir Leid, dass ich in
solchen Situationen immer wieder gekränkt oder wütend reagieren. Irgendetwas
löst dies in mir aus. Ich werde versuchen der Sache auf den Grund zu gehen.“ So
kann Ihr Partner beim nächsten Mal mehr Verständnis aufbringen und Sie stärken
Ihre Bindung.
Wann ist der Gang zum
Paartherapeuten nötig?
Sachliche Kommunikation anstatt ausartende Emotionen, sowie ein wenig
Selbstreflexion können viel bewirken. Sie haben trotzdem das Gefühl, dass sich
nichts ändert und Sie fühlen sich machtlos?
Konflikte in der Partnerschaft entstehen nicht nur durch falsche Kommunikation.
Speziell in Lebensumbrüchen wie etwa Familiengründung, dem Auszug der Kinder
oder Pensionierung verlagert sich der Lebensfokus und kann für Konflikte oder
Hilflosigkeit sorgen. In der Paartherapie helfen dann ein neutraler Raum und
klare Spielregeln zu verstehen, was hinter Ihrem Thema steckt und wie Sie aus
dieser Problematik herausfinden.
Sie sehen, es gibt Zeiten in denen man sich seinem Partner näher oder ferner fühlt und auch die Kommunikation mal besser, mal schlechter funktioniert. Bleiben Sie am Ball und verlieren Sie sich nicht aus den Augen. Eine gute Kommunikation kann der erste Schritt sein, um eine Krise zu meistern.



